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Die Depression des Tuns


Seit ich denken kann, erlebte ich einen ständigen inneren Druck, der mir ständig das Gefühl gab hinterherzuhecheln, nicht on top zu sein, zu wenig Zeit zu haben und einfach nicht Herrin der Lage werden zu können.

Der Einzug in´s Haus Löwen hat es nun 15 Monate lang immer wieder zu Eskalation gebracht. Die Aufgaben hier enden einfach nie und für ein Muster wie das obige ist das (Achtung! Drama!) die absolute Dauerkatastrophe.


Nun liebe ich es ja, zu lernen und mich zu erweitern. Diesen limitierten Horizont meiner Konditionierung herauszufordern und in Bewegung zu bringen. Erwartet hatte ich es jedoch in dieser Form nicht. Ein paar Monate nach dem Einzug merkte ich, dass meine Vermeidungsstruktur immer stärker wurde. Abends war ich zu fertig, um überhaupt noch irgendetwas zu tun, was kreativ in das NSI-Business fließen hätte können. Morgens fühlte ich mich müde und eine subtile, kaum bewusst wahrnehmbare Ängstlichkeit stellte sich ein.

Nun ist ebendieses Erleben so grundnormal für mich, dass es einen sehr real scheinenden Teil meiner Persönlichkeit bildet. Wann war das jemals anders? Tatsächlich nur für kurze Phasen, dann schleicht es sich zurück.


Im Sommer hatte ich dann die Faxen dicke: auf meinem Manifestationstablett stand groß und breit: "Ich möchte mich nicht mehr so verantwortlich für alle und alles fühlen."

Welchen Prozess ich dadurch einleitete, war mir allerdings nicht klar. Tatsächlich gab es mehrere Stufen der Erkenntnis über mein Verhalten in den kommenden Monaten, jedoch keine Änderung desselben. Erst, als in den letzten Wochen wirklich ALLES aus den Fugen geriet, war es vorbei: es war klar, dass es anders werden muss, weil ich sonst komplett den Verstand verliere.


Die schmerzhafte Erkenntnis, wie sehr ich meine Energie auf anderer Leute Angelegenheiten verwende und wie wenig Rückfluss ich zulasse, traf mich härter, als ich dachte. Es klingt so harmlos, doch wenn dies alles ist, was ich kenne, ist ein Herausschlüpfen wie ein plötzliches Nacktsein. Die Hülle, die ich da verlassen habe, war zwar viel zu eng, doch immerhin unfassbar vertraut und dadurch scheinbar sicher.

Es ist heute so deutlich, wie verkrüppelnd dieses Muster nicht nur auf mich, sondern auch auf andere wirkt, denen ich meine Energie und Zeit zukommen lasse. Diese kindliche Verwirrung, die überzeigt ist, dass meine Energie tatsächlich etwas für andere tun kann, unterstützt nur alle in der Illusion, der ich erlegen bin: dass wir andere beeinflussen können. Selbst die positive Intention nützt hier nichts, denn es ist nicht wahr und alale schleudern nur desorientiert ihre Energie durch die Gegend.


Was ich gebraucht hatte, ist das, was ich gerade beginne: Einen Wecker auf 5.00 Uhr, einen Plan darüber, wo ich meine Energie hinrichte, in welche kreativen Prozesse und Schaffensorte ich meine Zeit stecken will. Und plötzlich ist Zeit da. Die Depression des Tuns beruhte auf dem Vemeiden-Wollen zu viel für andere zu machen. Eine Bitternis, dass alle gefüllt sind, außer mir. Alle sind versorgt und ich falle nur noch tot in´s Bett. Jahrzehntelang war ich vermeintlich Opfer der äußeren Umstände und Anforderungen: immer zu viel, nie genug für mich. Doch nun erlebe ich ein inneres Auftauchen, in dem meine Eigenverantwortung erblüht.

Grenzen. Klarheit darüber, was ich brauche. Entdecken, dass allein meine Ziele für den Tag schon Grenzen für das Außen erschaffen. Denn wenn ich den Tag einfach beginne, bereit auf alles zu reagieren, was der Tag mir gibt, dann komme ich nicht mehr vor. So lebte ich. Chaos. Ewig lang, scheint es mir. Wichtigkeit und Präsenz für das, was mir wichtig ist. Wie oft hast du schon gelesen, dass man erst sich selber füllen muss, um andere füllen zu können und keinen Weg dahin gewusst?

Und es ist nicht unsere Schuld: diese kindlichen Muster, die uns Veratwortung für das Wohlergehen unserer Eltern, Geschwister und Freunde geben, sitzen tief in unserem Urkern der Persönlichkeit. So erleichternd ist die Lösung davon. Ein Atem, so tief er nie vorstellbar war.


Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf all die Überforderungen, die unser neues Hundsbacher Leben für mich erschaffen hat. Mit Freude blicke ich auf diesen Moment, in dem ich sitze und schreibe. Ohne den Gedanken, dass ich dies für jemand anderen tue, dass es irgendwie sein muss, damit...


Einfach, weil ich mir vorstelle, dass es vielen ähnlich geht, wie mir. Und weil ich teilen möchte, dass es einen Weg hinaus gibt. Keinen leichten, doch es gibt ihn. Was für ein reiches Leben, in dem wir immer wieder so viel Erweiterung unserer Begrenzungen erleben dürfen. Wie eine Lichtung im dichten Wald, der Ausblick auf dem Gipfel des Bergs oder die Bank am Rande des Wegs.


Heute verstehe ich, dass ich niemandem den Weg zeigen kann, weil es ein hochindividueller Weg ist. Doch vielleicht erkennst du dich wieder und fühlst einen Samen deines eigenen, individuellen Wegs keimen. Denn das ist das einzige, was ich als möglich sehe: dass wir plötzlich Licht auf einen Fleck in uns richten können, weil jemand anders ihm in sich selbst Licht schenkt.











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