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Erfahrungsberichte ...

Ein Weg der Heilung

von Robert Weston
© 2009 Meine Arbeit mit Arthur Munyer

 

 

Arthurs Prämisse und die Prämisse von Somatic Experience ist, dass der Körper weiß wie er sich selbst heilen kann, wenn man ihm die Gelegenheit dazugibt. Ein gebrochener Knochen kann von selbst wieder zusammenwachse und ein Schnitt in der Haut schließt sich wieder. Das Gleiche gilt für das Nervensystem, dem Ort, an dem Traumata gespeichert sind. Der Schlüssel besteht darin eine heilende Umgebung, einen heilenden Raum für den Körper und die Seele bereitzustellen, in dem die Freisetzung stattfinden kann.



Aber zunächst muss es einen Prozess des Entdeckens geben, welcher die Tür für die Heilung öffnet. Mit Arthur begann dieser Prozess immer mit der Orientierung im Hier und Jetzt. „Schau dich im Raum um. Lass deine Augen dorthin gehen, wo sie hingehen möchten. Was nimmst du wahr?“ Diese Übung bringt die Aufmerksamkeit in die Gegenwart und erlaubt bzw. ermutigt den Verstand das loszulassen, wovon er besessen ist. Man würde erwarten, dass genau die Gedanken und Gefühle das sind, wo Arthur sich nach dem Trauma umsehen würde. Es ist die Stelle, an der die meisten Gesprächstherapien beginnen: „Erzähl mir, wie du dich fühlst“, oder „Was geht dir gerade durch den Kopf?“, und heraus kommt die Geschichte wie furchtbar es ist verheiratet zu sein, wie grauenhaft sich der Chef benimmt und wie problematisch das Thema Geld ist oder wie traurig man sich fühlt, weil man eine geliebte Person oder ein geliebtes Haustier verloren hat.
 

Aber Arthur möchte, dass ich dieses oberflächliche Abspulen von Geschichten loslasse – da sie sich an der Oberfläche befinden, wäre es schließlich mehr als offensichtlich, wenn sie etwas zur Heilung beizutragen hätten. Stattdessen, nachdem ich den Verstand und die Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment gebracht habe und ihm die Möglichkeit gegeben habe, sich auf etwas auszurichten, was es selbst interessant oder angenehm oder zumindest nicht-konfrontierend oder bedrohlich finde. Arthur möchte wissen was mir in den letzten 24 Stunden an Angenehmen und Erfreulichem begegnet ist.


Durch meinen depressiven Zustand war es zunächst nicht einfach während der Arbeit mit Arthur irgendetwas zu finden, das man während der 24 Stunden als erfreulich oder angenehm hätte werten können. Mit dieser Frage zu sitzen war ein wenig konfrontierend, aber nach ein paar Minuten der Stille fiel mir in der Regel etwas ein, das sich gut angefühlt hatte.


Was auch immer es war, Arthur stürzte sich darauf wie ein Hund, der mit einem leckeren Knochen spielt. „Schön. Erzähl mir mehr davon! Wie hast du dich dabei gefühlt? Wo in deinem Körper hast du das gespürt? Hast du dich früher schon mal so gefühlt? Wann? Erzähl mir mehr davon.“ Usw. Nach ein paar Minuten der Erinnerung an etwas, das ich angenehm fand, merkte ich, dass ich anfing mich zu entspannen. Arthurs Fragen und seine Ermutigung bei den angenehmen Sachen zu verweilen sowie seinen spielerische Art meine Aufmerksamkeit von meinen Sorgen abzulenken, hatten ganz allgemein eine beruhigende Wirkung auf mich, auch wenn ich zu Beginn Schwierigkeiten hatte meine Geschichten und Wiederholungsschleifen von Ach und Weh loszulassen.
 

An einem gewissen Punkt, meist ein paar Minuten nach Beginn der Sitzung, unterbrach mich Arthur, in dem was ich gerade sagte, und wies mich auf kleine Bewegungen hin, die ich machte. „Mach das noch mal“, würde er dann sagen. Für gewöhnlich hatte ich keine bewusste Wahrnehmung von dieser speziellen Bewegung. Es könnte ein Zucken der Schultern sein, ein Strecken meines Nackens, eine Geste meiner Hand oder eine Schütteln bzw. Drehen meines Fußes. Er würde die Bewegung für mich wiederholen und mich dann auffordern sie zu wiederholen. „Mach das langsamer“, würde er dann sagen. „Noch viel langsamer“, bis ich mich kaum noch bewegte. „Schließ deine Augen“, würde er dann sagen, „und schau ob irgendetwas auftaucht, wenn du das tust. Irgendwelche Bilder, Gedanken, Gefühle? Irgendetwas.“


Häufig würde ich einfach nur still dasitzen und meinen Arm oder mein Bein langsam bewegen und die Bewegung wiederholen, die er ausgewählt hatte. Mein Verstand würde anfangen, scheinbar ziellos, umherzuschweifen, von Erinnerungen an die Vergangenheit bis zu Situationen der Gegenwart. Nach einer Weile würde er erneut fragen, „kommt irgendetwas in dir auf, wenn du das machst (die Minibewegung)?“ Nach einer Pause würde ich dann von etwas anfangen, das mir in den Sinn kam. Es hätte etwas von meiner ersten Heirat sein können, die in einer Scheidung endete und die mich bis in Mark erschüttert hatte. Oder über meine aktuellen Gefühle der Depression oder Angst wegen finanzieller Sicherheit oder Ehekonflikten. Das waren meine  vorrangigen Sorgen zu dieser Zeit: Wo würde, jetzt da ich nicht mehr arbeitete, mein Einkommen herkommen und der Mangel an Übereinstimmung und Harmonie, den ich in meiner Ehe empfand.


Normalerweise folgte der Prozess demselben Pfad: Was auch immer ich erwähnte, es würde die Frage gestellt werden: „Wie fühlt sich das an?“ oder „Wo spürst du das?“ Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten damit Gefühle zu identifizieren. Ich kannte nur extreme Formen von negativen Gefühlen: Verzweiflung, Wut, Frustration, Angst. Die positiven waren mir viel weniger bewusst.
 

Arthur bestand immer wieder darauf, dass viele der Dinge die ich nannte, wie z. B. Verwirrung, Hoffnungslosigkeit, nicht wirklich Gefühle waren sondern Unterkategorien von Gefühlen darstellten. Vergleichbar mit den Primärfarben: Angst, Wut, Trauer, Freude und Liebe. Schließlich lernte ich die intellektuellen Etiketten, die ich meinen Gefühlen gab, zu durchdringen, und sie auf diese Weise zu benennen. Meist waren es Angst, Wut und Trauer. Es schien wenig Aktivität auf Seiten der positiven Gefühle zu geben.


Arthur wies die meisten medizinischen Begriffe (z.B. Depression) als überflüssig und nicht hilfreich zurück. Ich stimmte darin tendenziell mit ihm überein und stellte fest, wie eine Diagnose des Geisteszustandes einen in einen Menschen in einem bestimmten Zustand gefangen hält, auch wenn sie für Versicherungszwecke vielleicht hilfreich sein mag. Arthur war mehr dafür vorwärts zu gehen und die Gefühle zu fühlen, ohne sie zu etikettieren. Diese Gefühlszustände, vor allem die negativen, schienen Hinweise für die Anwesenheit von Traumata zu sein – so wie das Klicken eines Geigerzählers bei Radioaktivität.


Wenn wir so einen Bereich betraten, der aufgeladen war, ging es während des Prozesses vor allem darum, den Ort des Traumas zu lockern und zu dekomprimieren. Nachdem eine unbewusste Körperbewegung ihn dorthin geführt hatte, würde er dann einfach damit sein und aufkommen lassen, was auch immer aufkommen wollte. Manchmal waren das intensive Gefühle, die zu Tränen, Schreien oder Gelächter führten. Dieser Teil des Prozesses war die Entladung. Sie war für gewöhnlich sehr subtil ohne umwälzende Ereignisse oder extreme emotionale Ausbrüche. Für Gewöhnlich war die Entladung so subtil, dass ich sie zu Beginn gar nicht als solches wahrnahm. Zu Beginn dachte ich, dass es die Raumtemperatur war, die sich verändert hatte. Mir war nicht klar, dass mein Körper gespeicherte, verdichtete Energie freisetzte.


Das Konzept der Freisetzung und der Bewegung der Energie ist grundlegend für die Munyer Methode. Belastung jeglicher Art ist ein Ergebnis blockierter Energie. Die Blockade kann physisch manifestieren, in Form von verkrampften oder verspannten Muskelfasern. Sie kann mental Art sein und die Form von Gedanken- oder Glaubensmustern annehmen. Es kann auch die Besessenheit von einer bestimmten Person oder einem bestimmten Ereignis sein, die sich in Form von bestimmten Gefühlszuständen ausdrückt und bewusst oder unbewusst mit dieser Person bzw. diesem Ereignis in Verbindung steht. Die Munyer Methode hat das Ziel, solche fixierten Punkte zu lockern und die gebundene Energie freizusetzten, was zu mehr Flexibilität, Kraft und Freiheit bringt, um im gegenwärtigen Moment zu leben (Freude oder Liebe).


Meine Arbeit mit Arthur hat mich an all diese Orte gebracht. Während meine anfänglichen Symptome, die Steifheit meines Nackens und meiner Schultern waren entdeckte ich, dass es viele weitere Orte der Steifheit und Anspannung in meinen Gefühlen sowie meinem geistigen und spirituellen Sein gab. 

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Die Gefühle meiner Mutter gegenüber sind wahrscheinlich ein gutes Beispiel dafür, wovon ich spreche. Eines Tages, nach einer Serie von Assoziation, die mit unbewussten Körperbewegungen in Verbindung standen – ich glaube, es war das leichte Anheben meines linken Fußes – brachte mir meine Mutter in Erinnerung.


Ich trug große Bitterkeit, meiner Mutter gegenüber, mit mir. Sie erschien mir (sie starb 1995) als eine kontrollierende, manipulative, eine sich selbst bemitleidende Märtyrerin zu sein, jemand, der niemals zufrieden ist, überkritisch, nicht in der Lage sich an sich selbst oder am Leben zu erfreuen. So lange ich denken kann waren meine Gefühle ihr gegenüber eine Mischung aus Schuld und Wut: Ich weiß, ich sollte meine Mutter lieben, und zu einem gewissen Grad tue ich das sicher auch, aber meine anfänglichen Gedanken und Gefühle waren alle negativ.


Aus irgendeinem Grund fragt mich Arthur nach meiner Mutter. Ich beginne mit negativen Dingen, darüber wie sehr sie mich und meinen Bruder unter Druck gesetzt hat, wie nichts wirklich gut genug für sie war, wie sie sich darüber beschwerte keine Freunde zu haben aber dabei gar nicht merkte wie sie die, die sie hatte ständig kritisierte, darüber, wie sie die ganze Zeit an meinem Vater herumnörgelte. Er unterbricht mich: „Das will ich nicht hören“, sagt er. „Erzähl mir etwas, dass du an deiner Mutter mochtest.“
 

Für einen Moment hänge ich fest. Mir fällt nichts ein. Ich habe einen black-out. Ich atme tief ein, seufze und schließe meine Augen. Ich fühle mich hoffnungslos: Ich kann mich an nichts Positives von meiner Mutter erinnern? Dann erinnere ich mich an ein Foto von ihr als junger Frau. Mit vollen, lockigen Haaren, schimmernder Haut, dunklen, romantischen Augen. Sie sah ein bisschen wie Ingrid Bergman in Casablanca aus. Ich spüre wie sich meine Schultern ein wenig lockern. Ich erzähle Arthur von dem Bild. „Das ist schön“, sagt er. „Was noch?“


Ich erinnere mich wie sie mich einmal, zusammen mit einer Gruppe von High-School Freunden, in eine Vorstellung von Peter und der Wolf begleitet hat. Es war für den Spanisch Unterricht, deshalb nannten wir es „Pedro y el Lobo“. Ich war der Dirigent, meine Mutter spielte Klavier. Es war ein riesen Spaß: meine Freunde Terry am französischen Horn, Robert an der Klarinette, Danny an der Oboe und Eric als Wolf verkleidet. Ich fange an zu lächeln, während ich mich daran erinnere. Das Hauptthema kommt mir in Erinnerung: Daa daa de dum ta da, de dum ta da da dum ta da da, daa da da daa, da da daa daa daa. Ich erwähne es. Arthur sagt ich soll es summen. Das tue ich. Als nächstes fange ich an zu lächeln, und Wärme füllt meine Brust. Da ist etwas Freude in meinem Herzen.


„Erzähl mir noch mehr von deiner Mutter“, möchte Arthur. Jetzt erinnere ich mich was für eine tolle Köchin sie war, besonders Grillhühnchen (zumindest bevor sie anfing die Haut abzunehmen), und winzige Süßwasser Krabben, leicht paniert und kurz gebraten. Wir aßen sie mit Kopf, Schwanz und allem. Und daran, dass sie ein Genie war im Umgang mit Geld. Und daran, dass sie mir neue Kleidung gekauft hat, als ich aufs College ging. Und daran, wie sie mich unterstütze, als ich in der Ehekrise war. Jetzt weine ich vor Dankbarkeit und Liebe für meine Mutter. Was ein schwarzes Loch der Wut und Bitterkeit war, wurde nun zu einem weichen warmen, liebenden Bündel von Erinnerungen. Das Feld hat sich bewegt, Energie fing an sich zu bewegen und etwas, das eingesperrt und blockiert war, hatte sich geöffnet.


Nach ein paar Minuten öffne ich meine Augen und orientiere mich im Zimmer. Wir gehen zur Bank und Arthur arbeitet mit meinem Hals, meinen Schultern und meinen Armen. Er arbeitet tief und sanft, und findet dabei angespannte Bereiche und Knoten, die er festhält, glättet und drückt, bis es zu einer Freisetzung kommt. Ich lasse Dinge los, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie festhalte. Wir bewegten uns vom Emotionalkörper in den physischen Körper und der Übergang ist ganz natürlich und verbunden. Es wurde etwas Licht an den Ort gebracht, etwas reinigende Energie und Atem. Ich fühl mich leichter, weniger rigide und weicher. Mein Nacken ist flexibler.


Laut Arthur hatten wir es während dieser Sitzung mit einer Ansammlung von emotionalen Resten zu tun, von Spuren nicht-entladener Emotionen der Vergangenheit, einer Vergangenheit, in der meine Reaktionen bezüglich meiner Mutter nicht ausgedrückt wurden, wahrscheinlich auf Grund von Schuldgefühlen oder einfach aus Angst. Die eigene Mutter zu kritisieren, oder auch nur schlecht von ihr zu denken, das war definitiv nicht akzeptabel für einen jungen Mann, der in den 40er und 50er Jahren auf dem Land im Süden großgeworden ist. Die Mütter wussten damals was das Beste für einen war. Der Süden war schließlich ein Matriarchat, nachdem der Bürgerkrieg zunächst alle erwachsenen (oder nicht ganz erwachsenen) Männer eingezogen und schließlich dezimiert hatte. Die zurückgebliebenen Frauen mussten sich um sich selbst kümmern. Als sie feststellten, dass sie sich ganz gut um sich selbst kümmern konnten, zögerten sie verständlicher-weise, die Regentschaft wieder an die überlebenden Männer zurückzugeben. Viele dieser Männer waren, wenn sie nicht verkrüppelt waren, doch zumindest verstört und schmählich besiegt. Obwohl der Krieg also vor mehr als 100 Jahren zu Ende gegangen war, spielten die Frauen die dominierende Rolle in der Familie und zum Teil auch in der Öffentlichkeit. Männer hatten die Aufgabe den Lebensunterhalt zu verdienen und sich um öffentliche Belange zu kümmern. Frauen führten den Haushalt, inklusive des Organisierens von Kindern und Finanzen.


Ich war der Älteste, daher war es meine Aufgabe, perfekt zu sein. Ich musste ein Beispiel geben und mich in alle Bereiche einfügen, sauber sein, ordentlich sein, gute Noten bekommen und nie, nie, nie etwas tun was der Familie Schande bereiten könnte. Auf Kindheitsfotos sieht man mich als einen gut geschrubbten, glatt gekämmten, sehr ernsthaften jungen Mann, der neben seiner Mutter steht, als wolle er sagen „Die Familie ist auch mein Job.“ (Mein Vater, ein Musiker, war viel zu unpraktisch um für irgendetwas zu gebrauchen zu sein, ausgenommen für seine Musik und das Angeln gehen. Er hatte sich von der Bühne zurückgezogen und das aufziehen von drei Jungs sowie alle finanziellen Belange meiner Mutter überlassen.


Es ist anzunehmen, dass ich nicht gerade wenig Wut und Groll in mir trug, angesichts der Erwartungen, die auf mir lagen. Groll darüber, dass ich nicht auch mal ungezogen sein konnte ohne gleich mit der Rute geschlagen zu werden. Die Rute musste ich übrigens selbst vom Kirschbaum im Garten holen. Ich bin mir sicher, meine Mutter hat es gut gemeint. Sie hatte schließlich wirklich eine große Aufgabe zu bewältigen: drei widerspenstige Jungen kultivieren. Es gab in keinen Missbrauch im herkömmlichen Sinn. Keinen Alkoholismus oder andere offen-sichtlichen Süchte oder Traumata. Nur eine subtile und manchmal nicht ganz so subtile Atmosphäre der Erwartung. Den Druck gut zu sein, wenn nicht sogar perfekt, und alle Erwartungen, an die Männlichkeit zu erfüllen: gute Noten, sportliche Leistung, musikalische Fähigkeiten (in meinem Falle), sozial angepasst und, um das Ganze zu krönen, „ein guter Christ“ sein (in meinem Fall, ein Protestant). Und über alle dem lag das Selbstverständnis, dass Jungen nicht weinen, Jungen fühlen keinen Schmerz, Jungen spielen nicht mit Puppen. Kurz gefasst, es gab ein da eine Erwartungshaltung, die keine authentische Person jemals erfüllen könnte, in die meine Mutter sich jedoch verpflichtet fühlte mich hineinzupressen.


All das wurde noch dadurch verschlimmert, dass mein kleiner Bruder, der 3 Jahre jünger war ein kompletter Fehlschlag bei allem war. Man nahm an er sei zurückgeblieben oder schizophren oder noch schlimmer, ein Perverser. Sein Abweichen machte mein Funktionieren umso wichtiger. Es lag an mir, die Dinge richtig zu machen, die Familienehre hoch zu halten. 

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Diese systematische Unterdrückung verlangte ihren Zoll von einem freigeistigen, intelligenten, sensiblen Jungen. Er fing an zu glauben, dass er an allem schuld war. Vielleicht war er ja verantwortlich für die Mängel seines Bruders, vielleicht war er verantwortlich für den finanziellen Engpass, der zuhause herrschte, vielleicht war er verantwortlich für die Einsamkeit seiner Mutter. Die Überreste dieser Gefühle waren eine negative emotionale Ladung, die sich auf meine Mutter richtete, auch wenn sie NIEMALS direkt ausgesprochen wurde. Ich bin mir sicher, dass sie meine Ablehnung und meine Ungeduld spürte, doch wahrscheinlich war ihr nie bewusst, dass sie mit ihr in Zusammenhang stand. Mir war es wahrscheinlich auch nicht bewusst. Der innere Konflikt zwischen meiner Feindseligkeit und meiner Wut und dem was man auch ausdrücken und zeigen „durfte“, wurde in meinem Körper und meinem Geist eingesperrt. Es umgaben mich keine warmen nährenden Bilder oder Gefühle für meine Mutter. Da gab es nur Wut und Ablehnung, die alles färbte und überschattete. Arthur hat mir geholfen das zu verändern und das was sich im Hintergrund befand in den Vordergrund zu bringen, so dass die positiven Dinge, die ich, um den inneren Konflikt zu verringern, ausgeblendet hatte, zurückkommen konnten. In meinem Fall hatte ich den Konflikt gelöst, in dem ich meine Mutter komplett „in schwarz malte“. Ihre positiven Eigenschaften, ihre Schönheit, ihre Musikalität, ihre Sparsamkeit, ihr Sinn für Humor waren von meinem selektiven Gedächtnis zur Seite geschoben worden und hatten mich mit einer sehr einseitigen Darstellung meiner Mutter zurückgelassen. Arthurs Unterstützung half mir eine alternative Darstellung meiner Mutter kennenzulernen, eine in der ich positive Gefühle ihr gegenüber haben konnte. Indem er mich in positive Bilder und Erinnerungen führte, half er mir einiges an emotionalem Geröll, das sich über die Erinnerung an meine Mutter gelegt hatte, freizugeben. Jetzt kann ich sie als eine vollständige Person sehen, mit Makeln, aber wunderschön, brillant auf ihre Weise, genial, einfallsreich, anpassungsfähig, engagiert und bereit alles für ihre Familie zu opfern. Ich konnte Trauer für ihre Einsamkeit und ihre Bitterkeit fühlen. Ich konnte all die ungenutzten Gelegenheiten bedauern, in denen wir Liebe und Freude hätten teilen können, aber ich konnte auch das Leben, das sie gelebt hatte feiern, genauso wie all die Gelegenheiten in denen wir tatsächlich zusammen gelacht haben, miteinander gekämpft haben oder wegen einer potentiellen oder tatsächlichen Familienkatastrophe zusammen geweint haben. 



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